Lokales

Moderne Schatzsuche für Wanderer

Wie Willi Nietmann Technik und Bewegung in der Natur miteinander verbindet

Kreis Paderborn/Büren. Eigentlich mag Willi Nietmann die langen Strecken. Wenn der 62-Jährige die Wanderschuhe anzieht, dann geht er oft die Marathonstrecke. Rund sechseinhalb Stunden ist er auf gut 42 Kilometern flott unterwegs, hat seit Februar 2004, als ihn der Wandervirus befiel, 8.300 Kilometer auf Schusters Rappen abgespult. Seit fünf Wochen begleitet ihn ein kleines gelbes Gerät durch die Landschaft: Ein GPS-Empfänger, ein satellitengestütztes Navigationsgerät für die Hosentasche. Nietmanns neue Leidenschaft heißt Geocaching.

Übersetzt heißt das so viel wie Schnitzeljagd mit GPS. Eine moderne Schatzsuche, bei der zuvor im Gelände versteckte Caches (Depots mit wasserdichten Behältern) anhand geografischer Daten im Internet veröffentlicht und von anderen mit Hilfe des GPS-Empfängers gesucht werden – in dieser Form entstanden in 2000 in den USA. Einen eigenen Cache hat Nietmann schon unter dem Begriff Büren Gut Holthausen versteckt und die Koordinaten ins Netz gestellt, zwei weitere werden in der nächsten Zeit folgen. Als Wegewart des Eggegebirgsvereins natürlich auf dem von ihm betreuten westlichen Teil des Sintfeld-Höhenwegs.

„In Deutschland gibt es mittlerweile knapp 40.000 versteckte Caches, weltweit über 450.000. In der Region kommen laufend neue dazu. Allein im Bereich Büren/Bad Wünnenberg gibt es mehrere Dutzend“, erzählt er von anderen Wanderern, die Technik und Bewegung in der Natur auf gekonnte und kurzweilige Art miteinander verbinden. Die Fundorte selbst sind in verschiedenen Schwierigkeitsstufen eingeteilt. Nietmann erklärt: „Wer einen Cache gefunden hat, trägt sich ins Logbuch ein, das darin liegt. Oft liegen kleine Dinge, Andenken, Schlüsselanhänger, Pins usw,. drin. Man nimmt eins heraus, legt ein anderes hinein und versteckt den Cache wieder an der Stelle.“ Möglichst ohne dass externe Zuschauer („Muggels“) aufmerksam werden. Moderner Tauschhandel auf Minimalbasis.

Und dann kommt das Internet hinzu: Der Finder vermerkt seinen Fund, kommentiert diesen oder die Gegend. So können auch andere, darunter der Verstecker oder Cache-Owner die Entwicklung verfolgen. „So ein GPS-Gerät gibt’s im Internet und jedem Outdoor-Laden zu kaufen“, erklärt der Bürener, der durch seinen Sohn auf die neue Art des Wanderns aufmerksam wurde. „Ein tolles Angebot auch für junge Leute, um sie vom Computer daheim weg zu holen.“ Seine Caches hat Nietmann auch mit einem Pin des Sintfeld-Höhenweges gefüllt. In den Internet-Vermerken hat er auch die Region und das Sehenswerte auf dem Weg zum Versteck beschrieben. Werbung für die heimische Landschaft, die Nietmann so liebt.

„Sich die Grundzüge des Geocachings anzueignen, das ist nicht schwer“, sagt er und lacht. „Bis vor fünf Wochen wusste ich ja noch nicht einmal, wie man das Wort schreibt.“ Zwei Marathons will Nietmann, der auch als Wanderführer bei den Bürener Wanderwochen arbeitet, in diesem Jahr noch laufen – dann aber ohne GPS. 26 sind es dann insgesamt seit Anfang 2004. www.geocaching.de , www.geocaching.com oder www.sintfeld-hoehenweg.de

Bestens ausgerüstet: Willi Nietmann mit GPS-Empfänger, Handbüchern sowie den beiden Caches, die er in den nächsten Tagen verstecken will. Darin sind auch Pins zum Sintfeld-Höhenweg. FOTO: SIMONE FLÖRKE